Ausstellung Galerie, Altes Rathaus Musberg „Heros“ 28.05.-26.06.2016


Ausstellung „HEROS“ – Galerie Altes Rathaus Musberg, 28.05.2016 – 26.06.2016

Vernissage: Samstag, 28.05.2016, 17 Uhr

Ich freue mich über Dein Kommen!

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Ausstellung „Superstill“ Galerie der Stadt Wendlingen am Neckar 25.03.-10.05.2016

einladungskarte

Auszug aus der Einführungsrede von Dr. Tobias Wall, Stuttgart, Kunstwissenschaftler:

Cut. Vom Irrealen, Phantastischen zurück in die Realität, sogar die Hyperrealität der Fotos von Tom Bässler. Ich habe es bereits erwähnt: Viele Jahre lang war das Otto-Areal der Arbeitsraum- ja Lebensraum des Fotografen. Mit den Werken, die Sie hier in der Ausstellung sehen, hat er diesem Ort ein künstlerisches Denkmal gesetzt.

Bis heute empfindet Tom Bässler eine tiefe Verbundenheit mit dem Otto-Areal, man spürt sie in dem präzisen aber gleichzeitig liebevollen Blick, mit dem er seine Motive einfängt. „Loved Places“ (geliebte Orte) nennt er auf seiner Homepage die Bilder vom Kesselhaus, dem Turbinenhaus (, die Sie im oberen Stock sehen) oder der Werkstatt (gleich hier im EG).

Hier in dieser Werkstatt arbeitet schon lang niemand mehr; Düster-fahles Licht, der Putz fällt von den Wänden,  und doch ist noch alles voller Spuren ehemaliger Geschäftigkeit: Kabel, Stecker, ein handgeschriebenes Warnschild. Im verdreckten Eck dieses Werkstattraumes, haben sich über die Jahre ausrangierte Feuerlöscher angesammelt, sie scheinen sich zusammen zu kauern, gemeinsam die Stellung zu halten gegen die Anfeindungen der neuen Zeit, in der sie keine Rolle mehr spielen.

Der Anblick uralter, längst überholter Technik hat für mich etwas Schönes und Anrührendes gleichermaßen. Wie auch die Anlagen des Otto-Areals: Einst waren die Turbinen, die Kessel, die elektrischen Schaltungen der letzte Stand der Technik, Hightech des 19. Jahrhunderts gewissermaßen, der glänzende Stolz ihrer mächtigen Besitzer und heute: veraltet, unbrauchbar, verdreckt und vergessen, schutzlos. Und doch: Es wohnt ihnen noch die Würde und Schönheit ihres Anfangs inne, des Tages, an dem sie das erste Mal geräuschvoll ihre Arbeit aufnahmen. Genau dies fängt Tom Bässler in seiner Fotografie ein. Er sieht nicht nur die faszinierende Schönheit, sondern auch deren zeitlose Würde. Bässler hat, wie er mir verriet, einen großen Respekt vor altem Handwerk und vergangener Technik.

So präsentiert er uns in seiner Fotografie unscheinbare wertlose Fundstücke aus der harten Arbeitswelt wie Pretiosen. Großformatig inszeniert er eine sich auflösende Garnspule in ihrer purpurnen Farbigkeit wie eine Majestät. Eine alte verschrammte Benzinpumpe setzt er wie einen Sportwagen in Szene, ein Ring aus Stacheldraht wirkt wie ein Schmuckstück, mehr noch: wie eine illuminierte Dornenkrone. Der Künstler versieht seine Objekte mit einer zeitlosen beinahe schon religiösen Aura. Das Kessel- und Turbinenhaus wirken im elegischen Licht seiner Bilder wie Sakralräume. Man fragt sich, wie es Tom Bässler gelingt, seinen Bildern diese überzeitliche Atmosphäre zu verleihen. Eines ist klar, Bässler ist ein top professioneller Fotograf, der alle Möglichkeiten seines Mediums kennt. Dies stellt er nicht zuletzt mit seinem raumschiffhaft schwebenden Eis vor silbernem Hintergrund unter Beweis, das er als poppigen Gegensatz zu seinen altmeisterlich getönten Industriebildern setzt. Frau Hildegard Ruoff, Altmeisterin des guten Geschmacks, hätte ihm dazu geraten: „Häng was Buntes rein, sonst bisch immer der Fotograf mit dem Schwarz.“

Zurück zur Frage, wie Bässler die spezielle Stimmung in seinen Bildern erzeugt. Er verwendet ein Verfahren, dass in der Fachsprache „HDR“-Technik heißt. „High Dynamic Range Technik“. Dabei wird, wenn ich es richtig verstanden habe ein und derselbe Gegenstand mit unterschiedlichen Belichtungen fotografiert und dann die Bilder übereinander montiert.

Es werden also gleichsam verschiedene Lichtrealitäten zusammengebracht, was, je nach Handhabung des Verfahrens  eine Relativierung der Farbigkeit und damit „farblichen Entrückung“ mit sich bringen kann (etwa bei den Kesselhausbildern) vor allem aber zu einer Intensivierung des Kontrastes und des Detailreichtums der Bilder führt.

Dies nun verleiht den dargestellten Situationen und Gegenständen etwas Hyperrealistisches, etwas der Realität, dem Fluss der Zeit Enthobenes.

 

Tom Bässler setzt dieses Verfahren mit großer Virtuosität und Kreativität ein. Er greift nie auf automatisierte HDR-Programme zurück, sondern kreiert und kombiniert, je nach Bildidee selbst die verschiedenen Belichtungssituationen

So vermag er eine erstaunliche Bandbreite von Bildwirkungen zu erzielen: eine detailreiche Dokumentation (beim Nähkasten am Beginn der Ausstellung), eine Monumentalisierung und  sakralen Entrückung (bei den Gegenstandsportraits und Industrieaufnahmen) oder eine Abstrahierung, etwa bei den Aufnahmen des Kohlekraftwerks Altbach im oberen Stockwerk, bei denen auf diese Weise die skulpturale Kraft des Ortes herausgearbeitet wird.

 

Tom Bässlers Blick geht tief, tiefer als es das menschliche Auge für gewöhnlich vermag. Er kommt damit auf eindrucksvolle Weise der Aufforderung des berühmten französischen Fotografen Robert Bressons nach, der seinen Kollegen riet: „Mach sichtbar, was vielleicht ohne Dich nicht wahrgenommen worden wäre.“

 

Wie sind sie eigentlich auf den Titel „Superstill“ gekommen, wollte ich am Ende unserer Vorbesichtigung noch wissen. Ach wissen Sie, meinte Herr Bässler, mir gefiel die Kombination des ruhigen, bescheidenen Ausdrucks „still“ mit dem aufgedrehten, lauten „super“. Gabriele Welker jedoch sagte, ihr bedeute Möglichkeit einer stillen Begegnung des Betrachters mit ihrer  Kunst in einem so schönen Ausstellungsraum ungeheuer viel.

Ja, auch mir ging es so in dieser Ausstellung, sie strahlt trotz aller Dramatik im Werk von Gabriele Welker und technischen Brillanz der Fotos von Tom Bässler eine große Ruhe aus. Man hält inne, begibt sich hinein in die rätselhaften Räume, die uns die Künstler eröffnen und der Alltag tritt einen Schritt zurück.

 

 

Superstill.

 

 

Tobias Wall
24.03.2015